Immer wenn sie die Sterne anblickte, fühlte sie sich verbunden. Sie fühlte sich zuhause. Viel mehr als in ihrem wirklichen Zuhause. Obwohl ihr das auch gefiel. Mama tat ihr Möglichstes, um es ihnen so gemütlich wie möglich zu machen. Sie lebten in Nordengland in einem kleinen Ort mit einem unaussprechlichen Namen. Es gab dort nicht viel. Einen Supermarkt, zwei oder drei Bäckereien, ein Nähgeschäft, einen Teeladen und eine Grundschule. Letztere mochte Sophie nicht wirklich, aber Mama sagte, sie müsse dort hingehen, wie die anderen Kinder aus dem Dorf und dem Umland ebenfalls.

Die beiden waren ein eingespieltes Team — seit ihr Papa sie vor sechs Jahren verließ, weil er den Alkohol mehr liebte — als seine Familie. So sagte es Mama jedenfalls.

Die Nacht war sternenklar. Mal wieder. Es konnte tagsüber so wolkig sein, wie es wollte. Wenn Sophie ihrer — mit Abstand liebsten Beschäftigung, dem Sternegucken, nachging, war es wolkenlos. Sophie fragte sich, wie weit die Sterne wohl entfernt sein mussten, wenn sie so klein am Himmelszelt wohnten. Sie selbst lebte auf der Erde, das wusste sie. Auch weil das ihre Lehrerin sagte und sie vertraut machte, mit all den riesengroßen und klitzekleinen Ländern der Erde. Erdkunde nannte Mrs. Smith dies. Sie mochte Mrs. Smith. Im Gegensatz zu den meisten ihrer Klassenkameraden. Die mochte sie kaum leiden. Nur Ellie, ihre beste Freundin seit den guten alten Kindergartentagen, war ihr Hoffnungsschimmer.

Ihr Leben bestand nur aus zwei Dingen: Schule und Sternegucken. Wenn Mama sie morgens weckte, war sie häufig noch müde und manchmal schwor sie sich, abends nicht wieder so lange Sterne zu gucken. Doch ihr guter Vorsatz des Tages hallte meist nicht lange genug nach, um sie abends von ihrer liebsten Beschäftigung abzuhalten. Die Welt der Sterne war noch in Ordnung. Es gab keine Hausaufgaben, gestresste Erwachsene, Regentage, Einkäufe, die man erledigen musste, Telefonate mit Verwandten, die man nicht mochte, und Friseurbesuche. Während die Menschen immerzu im Tun sind, sind die Sterne einfach in ihrem Sein. Sie strahlen einfach und tun nichts. Sophie wollte immer so sein, wie die Sterne.

Heute war sie sehr müde, als sie mit dem Sternegucken begann. Wieder brachte sie ihre Mutter in dem Glauben ins Bett, sie würde tief und fest bis zum nächsten Morgen schlafen. Wieder erwachte Sophie kurz darauf und blickte Stunde um Stunde in die Weiten des Kosmos. Sie konnte noch so müde sein, wenigstens kurz musste sie ihre Freunde, die Sterne, sehen.

Also stieg sie wie jeden Abend auf ihre alte Holzkiste, die, wie ihre Tante May ihr erklärte, schon ihrer Großmutter gehörte, und konnte so prima aus dem hohen Fenster blicken. Die Sterne waren wie immer wunderschön und ihre Anmut frohlockte ihrem Herzen.

Sie war wie betäubt von der Schönheit der Sterne. Es war so schön, ihnen zuzusehen. In allen Größen wohnen sie einfach mitten im Himmel. Es muss herrlich sein, so weit oben zu wohnen, dachte Sophie.

Plötzlich vernahm sie eine Stimme, die sie noch nie gehört hatte. Es war eine Stimme, so klar und so sanft, so geschmeidig, als wäre keine menschliche Kehle in der Lage, mit ihr zu sprechen. Und das war auch keine.

Die Sterne begannen an diesem Abend, zu ihr zu sprechen. Laut und deutlich. Sie flüsterten ihr etwas ins Ohr, wie dass Sophie wundervoll sei und dass auch die Sterne jeden Abend auf sie warteten. Genau wie umgekehrt. Mit ihrer Aufmerksamkeit löste sie eine Art Kommunikation aus, die die meisten Menschen, bis auf einige Naturvölker, die die Menschen seltsamerweise als rückständig bezeichneten, längst vergessen hatten. Es ist eine Kommunikation auf natürlicher Ebene, ohne Worte, aus dem Herzen des Urwesens.

Sophie konnte ihr Glück kaum fassen und ihren Ohren nicht trauen. War sie sich sicher, dass sie nicht doch vielleicht träumte? Sie blickte zu ihrem Bett, doch da lag kein Körper. Mama sagte, sie wohne in einem Körper und überall, wo sie hingehe, gehe auch ihr Körper. Und wenn das stimmte, dann stand sie gerade auf ihrer Kiste und blickte in die Sterne. Nur, dass die Sterne auf einmal mit ihr sprachen. Und zwar ganz deutlich.

Die Sterne sagten Sophie, dass sie glücklich war, dass sie von einem Menschen wahrgenommen wurden. Die ganze Zeit leuchteten sie so hell sie konnten, in ihrer ganzen Pracht für die Menschheit, und sendeten andauernd Botschaften und Signale, aber die allerwenigsten waren in der Lage, sie zu empfangen. Mit all ihrer Arbeit, den Verpflichtungen, dem Stress und der ungesunden Ernährung waren die Menschen viel zu beschäftigt damit, ein Leben aufrechtzuerhalten, was ihnen schadete, als dass sie nachts die Zeit fanden,, in die Sterne zu blicken. Dabei konnten alle Antworten in ihnen — den Sternen — liegen. Wenn man denn nur zuhören würde.

Von Nacht zu Nacht war Sophie aufgeregter und aufgeregter. Sie konnte es kaum erwarten, mit ihren neuen Freunden zu sprechen. Es waren viele unterschiedliche Sterne, die mit ihr sprachen. Jeder Stern hatte seine eigene Persönlichkeit, genauso wie bei den Menschen. Und manchmal sprachen sie auch als Kollektiv, also alle zusammen mit einer Stimme, was Sophie besonders beeindruckte. Es geschah fast jede Nacht, nur manchmal nicht, etwa wenn Sophie krank war und durchschlief oder die Sterne etwas ganz Wichtiges zu tun hatten. Dann entschuldigten sie sich bei Sophie und sagten, sie könnten gerade nicht, aber in der nächsten Nacht wieder. Und die Sterne ermahnten Sophie, mit dem Kopf nicht nur in den Sternen zu sein, denn das Leben lebte man nun mal auf der Erde, wenn man ein Mensch ist.

Sophie konnte in der Schule kaum mithalten, weil sie immer sehr müde war und weil sie die ganze Zeit nur ihre Sternenfreunde in ihre Hefte malte, während Mrs. Smith ihren Unterricht durchzog. Sophies Mutter wurde des Öfteren in die Schule zitiert und musste Stellung beziehen, was mit ihrer Tochter los war. Einmal bekam sie sogar ziemlichen Ärger, weil sie mitten in der Mathematikstunde eingeschlafen war. Der Mathematiklehrer Mr. Catingborough war empört und Sophies Mutter musste ihm versichern, dass ihre Tochter jeden Abend pünktlich um acht Uhr in ihrem Bett lag und schlief. Was sie ja schließlich auch tat, also log sie den feinen Mr. Mathelehrer ja auch nicht an. Niemand wusste, dass sie kurz darauf wieder aufwachte und das Meiste von der Nacht mit Gesprächen mit den Sternen verbrachte.

Die Sterne erzählten ihr viele Geheimnisse über den Kosmos, die Welt, die Menschheit und den Sinn des Lebens. Sophie war die weiseste Achtjährige, die die Welt kannte. Alles Weltliche interessierte sie immer weniger, was zur Folge hatte, dass eines Tages die Sache mit der Schule eskalierte. Das Jugendamt stand vor der Tür. Und ehe sie sich versah, war Sophie klar, dass ihr womöglich noch ihrer Mama weggenommen würde, wenn sie so weitermachen würde. Die Behörden glaubten, dass ihre Mutter sie vernachlässige, weil sie alleinerziehend war. Was in der Gemeinde sowieso nicht gut ankam. Und als ein offensichtliches Fehlverhalten, wie Sophies Verhalten in der Schule, auftrat, war die Schuldige schnell gefunden. Die Mutter hatte ihr Leben eben nicht im Griff.

Sophie belauschte das Gespräch mit der Frau vom Jugendamt im feinen Zwirn durch den Türspalt in der Küche. Sie hatte schreckliche Angst. Auf keinen Fall wollte sie weg von Mama, in ein Kinderheim oder in eine andere Familie. Da traf sie eine Entscheidung, die ihr das Herz brach. Aber es ging nicht anders.

Als sie in dieser Nacht aufwachte, verabschiedete sie sich von ihren Freunden, den Sternen. Sie hatten Verständnis und sagten Sophie, dass sie immer für sie da wären. Und dass sie sich keine Sorgen machen sollte, denn wer einmal die Fähigkeit entwickelte mit den Sternen zu sprechen, würde das für immer können. Ein ganzes Leben lang.

Die Tränen kullerten von Sophies Wangen. Aber sie war tapfer und fest entschlossen. Sie liebte ihre Mutter und wollte ihr nicht länger Ärger bereiten. Sie wusste genau, dass Mama alles für sie tat und dass sie sowieso schon immer so merkwürdig angeschaut wurde, etwa wenn sie sonntags alleine mit ihr in der Kirche erschien. Alle anderen Kinder in ihrer Klasse hatten Mama und Papa. Sophie vermisste ihren Vater nicht, weil sie sich nicht an ihn erinnerte. Sie genoss das Leben mit Mama, und da sie aufgehört hatte, nachts mit den Sternen zu reden, wurde schon bald alles normal. Sie kam in der Schule gut mit, das Jugendamt schloss die Akte und Mr. Catingborough konnte ihr endlich dieses komplizierte Mathe beibringen.

Sophie war mittlerweile selbst Mutter. All die Jahre hatte die Sternenguckerin es geschafft, ein normales Leben zu führen. Noch immer war in ihr das kleine Mädchen, das nachts die Sterne anblickte und mit ihnen über die Geheimnisse des Kosmos sprach. Doch dieses Mädchen war begraben unter Verpflichtungen, Ängsten, sinnlosen Aufgaben im Büro und Rechnungen. Ganz vielen Rechnungen. Sie lebte nur zwei Ortschaften weiter und besuchte jeden Sonntag ihre Mutter. Sie hatte geheiratet und ein Mädchen bekommen. Ihre Tochter sollte es anders als sie haben und mit Mutter und Vater aufwachsen. Auch wenn es mit ihrem Ehemann nicht einfach war. Auch er war dem Alkohol verfallen, genauso wie ihr Vater damals. Sophie wusste nun, welchen aussichtslosen Kampf ihre Mutter ausgetragen haben musste, als sie noch klein war. Nach der Schule war sie froh, das hinter sich zu haben, und fing bald schon in der Holzverarbeitungsfirma von Mr. Alley an. Es war der größte Betrieb der Gegend und da sie sich gut ausdrücken konnte und über ein gewisses Organisationstalent verfügte, stellte sie der alte Mr. Alley für sein Büro ein. Er führte die Firma nun in siebter Generation und war selbst schon so alt wie Methusalem. Sophie mochte ihn, er war großväterlich zu ihr, auch wenn er ihr manchmal einen Klaps auf den Hintern gab, was sie einfach ignorierte.

Abends kochte sie Abendessen, wusch ab, brachte ihre Tochter zu Bett, genauso wie ihre Mutter es tat, und kochte sich abends eine Tasse Tee. Ihr Mann würde meist erst spät in der Nacht aus dem Pub nach Hause kommen. Dann geschahen drei Dinge. Entweder er schlief unten auf dem Sofa ein, was ihr am liebsten war. Oder er wollte, dass sie körperlich wurden, was sie über sich ergehen ließ, oder — im schlimmsten Fall —wurde er aggressiv. Er schlug sie nie, aber es war oftmals kurz davor. Sie liebte ihn einst, doch nun blieb sie nur bei ihm, weil ihre Tochter Hannah einen Vater haben sollte.

Auch diesmal ging die Haustür auf. Es ertönte ein lauter Knall, ein Fluch war zu hören. Bestimmt rannte er gegen die Kommode im Eingangsbereich. Wieder einmal. Ein gutes Zeichen. Dann hörte sie Klamotten und seine Gürtelschnalle zu Boden gleiten und wie sich jemand aufs Sofa warf. Sie hatte Glück.

Sophie war keine Frau mit hohen Ansprüchen an das Leben. Und doch fragte sie sich in dieser Nacht: „War es das? Soll das mein Leben gewesen sein? Ein netter, aber weitestgehend sinnbefreiter Job in einem Büro. Ein Ehemann, bei dem sie den Kampf gegen den Alkohol genauso zu verlieren drohte, wie einst ihre Mutter bei ihrem Vater?“

Außer ihrer Tochter gab es nichts in ihrem Leben, was Sinn machte.

Wenige Stunden später wachte sie auf. Es war noch mitten in der Nacht. Sie stieg aus dem Bett, einfach weil sie das Gefühl hatte, nach ihrer Tochter sehen zu wollen. Hannah schlief tief und fest. Sie war eine ruhige Schläferin und trug dieses Kinderlächeln im Gesicht, das nur schlafende Kinder haben. Alles war friedlich. Nach unten zu ihrem Mann ins Wohnzimmer wollte sie auf keinen Fall gehen. Zu groß war das Risiko, dass er wach wurde, der Entzug zu früh einsetzte und weiß Gott, was geschehen würde.

Also ging sie auf Zehenspitzen zurück ins Schlafzimmer, und da sie nicht das Gefühl hatte, noch einmal einschlafen zu können, und auch kein Buch in ihrer Nähe war, die waren alle unten, setzte sie sich einfach vor das Fenster und sah in die sternenklare Nacht.

Da erinnerte sie sich. Plötzlich fühlte sie in ihrer Brust ein warmes Gefühl — das Gefühl, nach Hause zu kommen. Sie spürte die Achtjährige in sich. Sie erinnerte sich an all die Nächte, die sie damit verbrachte, mit den Sternen zu sprechen. Ihre Freunde, die Sterne. Immer fand sie Trost und Hoffnung in ihnen. Nie war sie weit von einem Geheimnis über das Leben entfernt, wenn sie mit ihnen sprach.

Wie lange war es her, dass sie sich so zum letzten Mal fühlte? Wie viele Gedanken, Gefühle und Verletzungen musste sie ertragen, ohne mit ihren Freunden, den Sternen, hätte darüber sprechen können — seit sie damals beschloss, damit aufzuhören, um nicht ihr Zuhause zu verlieren?

Die Tränen rannen ihre Wangen entlang um die Wette. Sie fühlte die Wärme, die Geborgenheit, die sie damals immer spürte, wenn sie als kleines Mädchen mit den Sternen sprach. Sollte sie es wagen? Würden sie die Sterne überhaupt noch erhören? Nach all den Jahren, in denen sie sich nicht gemeldet hatte. Wo sie den Sternen keine Aufmerksamkeit widmete. Wo sie sich auf ein Leben konzentrierte, das ihr keine Freude bereitete.

Aber sie musste nun mal durchhalten und ihr Leben durchziehen. Ihrer Tochter zuliebe. Nun erinnerte sie sich daran, wie die Sterne ihr damals sagten, im Leben ginge es darum, der Freude zu folgen, weil die Freude im Herzen der Kompass der Seele sei.

Sophie hatte wenig Freude in ihrem Leben. Hatte sie also den Ratschlägen der Sterne nicht vertraut? Würden die Sterne mit ihr noch immer sprechen, auch wenn sie nichts von der Weisheit umsetzte, die ihr die Sterne damals als kleines Mädchen ins Ohr flüsterten? Sophie zweifelte niemals daran, was sie damals erlebte. Sie stellte nicht in Zweifel, dass die Sterne zu ihr sprachen. Sie wusste, dass es keine kindliche Einbildung war. Sie wusste, dass es echt war. Und in diesem Augenblick in ihrem Schlafzimmer, die Tränen auf der Wange, die Erinnerung heiß wie ein Schmiedeeisen in ihrem Herzen, vernahm sie eine Stimme. Es war die Stimme der Sterne. Des Kollektivs an Sternen.

Sie begrüßten Sophie wie damals mit purer Herzlichkeit. Sie sagten ihr, dass sie über Sophies Leben Bescheid wüssten. Dass sie jeden Gedanken von ihr hörten, jedes Leid mit ihr teilten und jedes Gefühl mit ihr fühlten. Sophie war außer sich vor Freude. Es war ein Glücksgefühl, welches sie noch nie in ihrem Leben gespürt hatte. Fühlte sie sich sonst furchtbar alleine und genoss einzig und allein die Gesellschaft ihrer Tochter oder wenn sie gemeinsam mit Hannah ihre Mutter besuchte, gab es sonst wenig, das der Freude wert gewesen wäre in ihrem Leben. Aber dieses Gespräch von Herz zu Herz mit den Sternen erweckte sie zu neuem Leben. Es war, als wäre sie damals mit acht Jahren gestorben und nun, so viele Jahre später, wäre sie wieder erweckt worden.

In den darauffolgenden Nächten stand sie jede Nacht auf — auch wenn sie von ihrem Alltag zermürbt war. Notfalls stellte sie sich sogar einen Wecker, den ihr Mann ob seines Alkoholismus niemals hören würde. Sie sprach mit den Sternen über alles in ihrem Leben. Ja, über das Leben selbst. Es war, als könnte sie endlich, nach all den Jahren, wieder eine höhere Perspektive vom Leben einnehmen. Das Kleinklein ihres Lebens war vergessen und sie fand Trost in den weisen Worten ihrer einzigen Freunde, der Sterne.

Sophie erkannte, dass sie mit ihrem Festhalten an der Beziehung zu ihrem Mann sich selbst, aber auch Hannah schadete. Natürlich bekam ihre Tochter, mittlerweile selbst acht Jahre alt, alles mit, was in der Ehe ihrer Eltern los war. Sie bemerkte, wie schroff der Vater ihre Mutter behandelte. Wie sich seine Laune änderte, wenn er gestresst von der Arbeit nach Hause kam — zunächst in Erleichterung, weil er mit dem Trinken beginnen konnte — danach in Obszönität und rüpelhaftem Verhalten, bis er endlich in den Pub verschwand, und ihre Mutter sie zu Bett bringen konnte. Und sie bekam auch mit, dass sie Geldprobleme hatten, was klar war, wenn ein Verdienst im Geldbeutel des Pub-Betreibers landete. Hannah war ein außergewöhnlich schlaues und sensibles Wesen, genau wie ihre Mutter.

Sophie sprach stunden- und nächtelang mit den Sternen. Sie erhielt Rat und setzte um, was sie gemeinsam mit den Sternen besprach. Sie fasste allen Mut zusammen und trennte sich von ihrem Mann. Sie konnte daraufhin nicht mehr im selben Ort leben, da ihr Mann sie nie hätte in Ruhe gelassen. Die Gerichte untersagten das Besuchsrecht ob des Alkoholismus des Vaters und Sophie zog mit ihrer Tochter ans andere Ende des Landes, tief in den Süden. Sie begannen ein vollkommen neues Leben. Und auch wenn sie nun, genauso wie sie selbst mit ihrer Mutter, alleine mit Hannah war, fühlte sie sich zum ersten Mal lebendig.

Sie empfand Freude. Sie hatte ihre Freunde, die Sterne, wieder an ihrer Seite. Sie war diese schreckliche Beziehung los. Sie war frei. Und pleite. Pleite war sie auch. Aber das war zweitrangig, denn für Geld kann man immer sorgen im Leben. Nur das Unglück konnte man mit keinem Geld der Welt bezahlen. Hannah und sie lebten sich gut in ihrer neuen Umgebung ein, ihre Tochter fand bald eine wunderbare Freundin und Sophie fing einen belanglosen Bürojob an, der ihre Rechnungen bezahlte. Auf den Unterhalt von ihrem Mann konnte sie sich nicht verlassen, aber das war ihr egal. Sie wollte sein Geld nicht, sie wollte nur ihre Ruhe von ihm.

Nahezu in jeder Nacht sprach sie mit den Sternen. Sie teilte mit ihnen ihre gesamten Erfahrungen und erhielt Rat, wenn sie ihn brauchte. Die Sterne urteilten nicht über sie. Sie sagten ihr nicht, was sie zu tun hatte. Sie hatten jedoch immer eine Perspektive, die Sophie gerade brauchen konnte.

Das Magische geschah, als sie beschloss, ihre Unterredungen mit den Sternen aufzuschreiben. Die Sterne ermutigten sie dazu, diese Aufzeichnungen zu veröffentlichen. Endlich war mit Sophie eine liebende und zugleich mutige Seele da, die die Wahrheit über die Sterne mit den Menschen teilen würde. Denn alles, was die Sterne wollen, ist, dass es den Menschen gut geht.

Sophie startete einen Online-Blog und dann geschah das Unerwartete. Eine Buch-Agentin las ihre Unterredungen mit den Sternen und nahm Kontakt mit ihr auf. Zwei Bestseller, unzählige Lesungen und Interviews später würde Sophie nie wieder einem belanglosen Bürojob nachgehen müssen. Und die Sterne hatten ihr Publikum gefunden. Gemeinsam mit und durch Sophie.

FIN


Es ist immer das Außergewöhnliche, was unser Leben ausmacht. Es sind die Sterne und die Geschichten, die sie zu erzählen haben, die die Magie in unser Leben bringen. Vielleicht machen wir es uns zur Aufgabe, uns den magischen Dingen in unserem Leben wieder mehr zu öffnen.

Danke, dass wir Sophie, ihre Mutter und Hannah mit dieser außergewöhnlichen Geschichte zum Leben erwecken konnten.

Danke fürs Lesen.

Manuel J. Kugler


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Writing Art by Manuel J. Kugler
Essays und Geschichten über das Leben

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